Beschreibung
Das Tirolerhuhn war ein schöner, mittelgrosser Schlag.
Von ihm ist bis heute aber nur ein einziges Foto bekannt, und auch dieses ist nicht verbürgt. Es zeigt im Hintergrund eines Grauvieh-Bullen eine schwarze Spitzhaube auf einem Hof im Oberinntal. Das Tirolerhuhn war ein sehr guter Futtersucher und mit einer grossen körperlichen Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Witterungsverhältnisse ausgestattet. Überliefert ist, dass bei abgelegenen Höfen vor allem der schwarze Farbschlag gehalten wurde, weil die Habichte sie in Ruhe liessen (Grund: Habichte hielten sie für Raben, die mit den Greifen kämpfen). Reingoldene und goldgetupfte wurden hingegen vom Fuchs weniger gut erkannt, da diese rot-braun kaum sehen können (vgl. Bambi-Tarneffekt).
Ein elegantes und robustes Huhn von mittlerer Körpergröße, charakteristische, nach vorne gerichtete Federhaube, gut entwickelter Bart. Haltung im Allgemeinen auf bäuerlichen Betrieben mit extensiver Freilandhaltung (Weide), Zweinutzungshuhn Fleisch und Eier. Das Fleisch ist mager und von feinem Geschmack.
Daten
Status: Ausgestorben (Tirolerhuhn), Rückzüchtung (Neu-Tirolerhuhn)
Gewicht Hahn: 2 - 2,4 kg
Ringgröße Hahn: 18
Gewicht Henne: 1,5 - 1,8 kg
Ringgröße Henne: 16
Bruteier Mindestgewicht: 50g
Schalenfarbe Eier: reinweiß und weißlich
Zuchtgeschichte
Die Spitzhauben sollen schon im 15. Jahrhundert in Salzburger Klöstern gezüchtet worden sein. Vor über 100 Jahren ausgestorben. Seit 2010 gibt es ein Rückzüchtungsprojekt.
Vorkommen
Die Rasse war im ganzen Tirol (und Bregenzerwald) verbreitet, besonders aber rund um Innsbruck.
Neu - Tirolerhuhn: Das Rückzüchtungs Projekt
Arbeitsgemeinschaft zur Rückzüchtung des Tirolerhuhnes
Rückzüchtungen sind wissenschaftlich mehr als umstritten, weil ausgestorbene Species oder Rassen nicht wirklich wieder "hergestellt" werden können. Die Materie ist aber so faszinierend, dass Rückzüchtungen immer wieder versucht werden. Am bekanntesten ist wohl das Heckrind, das Ergebnis der versuchten Rückkreuzung des Auerochsen.
Ein paar engagierte Züchter in der Schweiz und im Südtirol sind an der Rückzüchtung des vor über 100 Jahren ausgestorbenen Tirolerhuhnes. Wer sich am Projekt beteiligen will, ist herzlich willkommen.
Erfolge:
Beim Rückzüchtungsprogramm wurden ausgesuchte Vertreter verschiedener Farbschläge der Appenzeller Spitzhauben mit eben solchen Tieren der heute äusserst seltenen Polverara Hühner verpaart. Bei der Nachzucht, d.h. bei den "Neu-Tirolern" fallen zwei Dinge auf:
a) Obschon die verschiedensten Farbschläge miteinander verpaart wurden (um eine möglichst breite genetische Basis zu erhalten), überwiegt bei der Nachzucht die schwarze Farbe (auch bei Verpaarungen weiss X weiss).
b) Die Nachzucht erbt das eher bedächtige Gemüt der Polveraras, die wenig fliegen und kaum nervös sind. Sie lassen sich problemlos anfassen und aufheben und sind auch für Kinder geeignet. Daher beteiligt sich jetzt auch der Kinderzoo Rapperswil am Projekt. Auch unter Hähnen gibt es kaum Aggressivität.
Typische Charakteristiken:
Körper: zylindrisch, mittlere Länge, gut abgerundet. Kopf: kompakt, von mittlerer Größe, Haube nach vorne gerichtet. Schnabel: kräftig und leicht gebogen, von gräulicher bis blauschwarzer Farbe Augen: groß; lebhaft, hell und von rot-oranger bis brauner Farbe Kamm: kleiner V-förmiger Hörnerkamm. Kehllappen: klein und rot. Gesicht: rot. Ohrenmuscheln: mittlere Größe, oval und von weiß-bläulicher Farbe. Bart: Bart und Backenbart oft schwarz, decken Kehllappen und Ohrmuscheln nur teilweise. Haube: Immer gut entwickelt und nach vorne gerichtet. Bei Hähnen schmal und hoch, bei Hennen voller (breiter) und kleiner. Hals: aufrecht, oft mit schwarzer Halskrause.
Hahn: lang, bogenförmig und aufrecht getragen; gut bemantelt mit lanzettlich langen und feinen Federn.
Henne: eher kurz und bogenförmig. Schultern: durchschnittlich breit. Rücken: durchschnittliche Länge und Breite; zum Schwanzansatz abgesenkt. Flügel: werden dicht am Körper getragen. Schwanz: aufrecht getragen, auch bei der Henne. Brust: wenig vorspringend, hoch getragen. Beine: mittellang, augenfällig und nicht befiedert, blau bis schiefergrün, vier Zehen. Bauch: gut entwickelt, weich. Haut: zart, weiß Struktur des Federkleides: gut anliegend, lange, abgerundete Federn. Färbung des Federkleides: alle Farben.
Morphologische, biometrische und farbliche Charakteristikas, welche den Ausschluss aus dem Register bewirken:
Zu gedrungene oder zu aufrechte Haltung; Schwächlicher Rumpf; Offene, auseinanderfallende, krumme oder nach hinten gerichtete Haube Nicht ausreichend gut entwickelter Bart; Von den Charakteristischen Massen abweichende Körpermasse und Gewicht.
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Anmerkungen
Armin Arbeiter
1908
Im Selbstverlage des Verfassers